Herzlich Willkommen!
Was erwartet euch, liebe Freunde, hier auf der Seite? Und warum heißt es Buchstabenschmied?
Ein Teil der Auflösung ist recht einfach:
Mit dieser Antwort, die ich in Rom bekommen habe, möchte ich es natürlich nicht belassen. Da würde ich es mir zu einfach machen und auch wäre es nicht ganz richtig. Also erzähle ich euch auf dieser und den nächsten Seiten so manches. Nicht nur vom Handwerk des Schmiedens, wie ihr gleich erfahren werdet.
Auf jeden Fall wünsche ich allen viel Freude.
Er blickte einen Moment ruhig vor sich. Alles war gut vorbereitet und er hatte eine Idee in seinen Gedanken entwickelt. Die rechte Hand griff den runden Stab, hob ihn hoch über seinem Kopf und schwang ihn dann mit seiner gesamten Energie nach unten. Die flache Stahlfläche schlug auf. Viele rot glühende Funken flogen schnell und weit in den Raum. Abermals hob sich der Arm mit dem schweren Werkzeug in die Höhe. Sein Blick ruhte auf das glühende Eisen vor ihm. Ohne einen Augenblick der Verzögerung raste der Hammer auf das zu formende Teil und traf es an einer anderen Stelle. Funken stoben auseinander. Ein Takt gab die Geschwindigkeit vor und die Arbeit begann sich wie ein strömender Fluß anzufühlen. Gleichmäßig, so schien es von außen betrachtet, ging das Schaffen einer neuen Form voran. Er sah, entschied, hämmerte präzise und blickte auf die Veränderungen seines heißen Eisens. Entschied wieder und trieb es so seiner Idee entgegen.
Mit seiner Erfahrung wusste er, welchen Weg er einschlagen würde, um sein Schaffen zu vollenden. Dieser allerdings war keine Einbahnstraße. Manchmal reagierte das heiße Eisen nicht so wie vorgestellt und er musste neue Wege zu seinem Ziel finden. Oft gelang es ihm ohne dass er es sich das an dem Tag selber erklären konnte. Mitunter kam es ihm vor, daß sein Stück, dass er bearbeitete, ihm scheinbar einen anderen Gedanken aufzeigte. Was auch immer er tat, den gedachten Weg einschlug oder einen unbekannten wählte, an seiner ersten Idee festhielt oder eine Neue verfolgte. Bei all dem, er schuf etwas. Und immer spiegelte es zu einem Teil ihn wieder.
Er kam gut voran und sah, dass er eine große Etappe seiner Arbeit bewerkstelligt hatte. Wie oft in dieser Phase des Schaffens änderte er seine Technik. Nach jedem Schlag auf das glühende Eisen gab es einen leichten auf dem Amboss. Er drehte sein Werkstück und verglich die bereits entstandene Form mit seiner Vorstellung. Die nächsten Schläge waren nun für ihn entscheidend, ob die neu geschaffene Form dem gewünschten Charakter bekommen würde. Die präzisen Stöße mit dem Hammer und das erneute Aufheizen in glühender Kohle waren die Zutaten für ein gelungenes Ergebnis.
Es gab nichts, was er wahrnahm, außer das Entstehen der Gestalt. Für ihn kam es auf die kleinste Veränderung an. Sein Gefühl der Idee beschrieb die Linien und Flächen bis in das geringste Detail. Jeder Schlag trieb das Metall in eine Richtung. Entsprach das Aussehen nicht seiner Vorstellung, so hämmerte er aus anderen Lagen. Alles im Rhythmus, das war die Art des Entstehens. Es gab immer wieder Momente, wo scheinbar etwas tief in ihm den Schaffensfluss übernahm. Dann überließ er dieser Kraft das Werk zu gestalten.
Die Schläge wurden weniger und formten geringer. Eher waren es kleine Änderungen. Mehr Raum nahm das Wahrnehmen in Anspruch. Nach dem letzten Schlag betrachtete er sein jüngstes Werk von vielen Seiten und ließ es wirken. Erfreute sich über manches Detail und an Wendungen, die entstanden sind, ohne dass er sie zu Beginn erahnt hatte. Ruhig lag es nun vor ihm und erst jetzt spürte er seinen Körper, dem jetzt Energie fehlte. Es kam Freude auf.
Das Geschaffene war mal frei in seinen Formen und an anderer Stelle präzise und klar. Es war einzig, auch in seinem Entstehen und Charakter. Bei jedem Betrachter, der Zeit mitbrachte, entstanden Gedanken und Gefühle. Wiederum gab es Schmiedestücke, die entfalteten sich auf besondere Art, wenn sie mit Weiteren zusammengesetzt wurden. Wie Buchstaben zu einem Wort.
Vor mir liegt das weiße Papier und ich horche dem Gedanken. Mit der rechten Hand greife ich den Füller. Die Feder berührt das Blatt und blaue Linien ergeben sich. Lücken, neue Formen, Striche und Punkte reihen sich nacheinander auf die Seite. Ich halte inne, schaue umher und wieder auf das gerade Geschriebene. Manche Form bearbeite ich und das Blau an dieser Stelle wird kräftig. Das mache ich, um es später noch lesen zu können.
Heute fließen die Gedanken gut und schlüssig, der Füllfederhalter arbeitet mühelos mit. Das Blatt füllt sich und ich schlage es um. Die nächste Seite meines Schreibbuches schaut mich erwartungsvoll an. Ein Rhythmus stellt sich ein. Linien werden zu Buchstaben und diese lassen Wörter entstehen.
Mein Blick sucht auf der anderen Fensterseite im Grün und im Blau die nächsten Formen. Die Gedanken werden konkreter und der Füller beginnt abermals sein Werk. Auch ich erlebe Momente, wo scheinbar mein Werkzeug den Verlauf der Linien bestimmt. Das sind solche, in denen das gerade geschriebene das nächste Wort hervorruft. So entstehen Wendungen in der Idee, die ich nicht vorher gesehen hatte.
Der letzte Punkt beendet die Arbeit. Ich richte mich auf und betrachte die Zeichen auf dem Papier. Beim Lesen beginnt es zu wirken. Hier und da eine Änderung, dies muss klarer sein und das Bild soll bunter werden. Ich hämmere weitere kleine Buchstaben oder mal ganze Wörter zwischen den vorhandenen blauen Zeilen hinein. Die Idee der Erzählung hat ihre Form erreicht und ich sehe meine Energie vor mir.
… und nun viel Freude beim Stöbern